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Zeughauses und die Aufregung des Volkes gelang, und vierzigtausend Gewehre wurden unter die Menge vertheilt, die nun den Kampf gegen das russische Militr aufnahm, wobei viele hhere Offiziere, die auf die Kunde von dem Vorgefal-lenen zu ihren Corps eilen wollten, unterwegs vom Volke erschossen wurden. Die Nacht unterbrach den Kampf. Am anderen Morgen sahen sich die Russen von allen Seiten ein-geschlossen: Constantin, der das Ganze anfnglich nur fr einen Pbelaufstand gehalten, ertheilte nun den Truppen den Befehl zum Abzug und erreichte, nachdem die polnischen Re-gimenter nach Warschau zurckgekehrt, unangefochten die russi-sche Grenze.
Nun gab sich die Bevlkerung in Warschau einem gren-zenlosen Freudenjubel hin, und bei der Schnelligkeit, mit der sich die Nachricht von dem Geschehenen im ganzen Lande ver-breitete, erhob sich ein Sturm der Begeisterung, von den Palsten der Groen bis in die rmste Htte hinab. Ohne alle Besorgni fr die Zukunft, herrschte in aller Brust nur das eine Gefhl, endlich des verhaten Joches ledig zu sein. Als sich der Freudentaumel etwas gelegt hatte, galt es, weitere Entschlieungen und Maregeln zu fassen. Fürst Lubecki, das einflureichste Mitglied des Perwaltungsrathes, der obersten Behrde fr die inneren Angelegenheiten Polens, stimmte dahin, einige populre Aristokraten in den Verwaltungsrath aufzunehmen, die er nach der ersten Aufregung wieder zu entfernen hoffte, um eine rckgngige Bewegung einzuleiten. Er drang indessen nicht durch; der Verwaltungsrath wurde am 4. December aufgelst, und eine provisorische Regierung gebildet, in der, auer Lelewel, nur aristokratische Namen saen, und an deren Spitze Fürst Ezartoryski trat.
Die Meinungsverschiedenheit, welche zwischen der aristo-kratischen und demokratischen Partei von jeher bestand, trat nach dem 29. November wieder mit grerer Entschiedenheit hervor. Da der Ausstand von der demokratischen Partei und ihrem Anhang nun einmal ins Werk gesetzt war, so mute jeder Rckschritt unmglich werden, vielmehr war der Kampf jetzt in rcksichtslosem Vorgehen unter Aufbietung aller Krfte so lange zu führen, bis die liberalen Mchte, Frankreich und England, Gelegenheit zu Unterhandlungen oder zu einer Da-
I
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Extrahierte Personennamen: Constantin Fürst_Ezartoryski
Extrahierte Ortsnamen: Warschau Warschau Polens Frankreich England
223
ftitutionen des Auslandes fern zu halten. Das Streben des herrschenden Systems, einen Zustand vlliger Erstarrung und Versumpfung zu schaffen, war gescheitert. Die gebildeten Klassen fhlten die Demthigung der politischen Nichtigkeit, zu der sie verurtheilt waren, die Massen waren gereizt durch die herabwrdigende Behandlung, der sie von Seiten der Polizei und Verwaltung unterworfen waren. So glomm das Feuer unter der Asche. Der Sturm der Februarrevolution entflammte den verborgenen Brand zur hellen Lohe an, die um so greller leuchtete, je schwerer und lnger der Druck hier gewhrt hatte. Dazu kam die Ghrung im benachbarten Ungarn, wo Ludwig Kossuth, der geistvolle und beredte Agitator der Magyaren, im Reichstag zu Pesth (3. Mrz) in einer ebenso glnzenden als leidenschaftlichen Rede der den er-stickenden Dampf des tdtlichen Windes" redete, der aus den Bleikammern des Wiener Regierungssystems, Alles nieder-drckend, lhmend, vergiftend etnherwehe".
In Wien erhob sich die akademische Jugend, die sich bis dahin kaum um politische Angelegenheiten bekmmert hatte, jetzt aber ein Hebel der neuen Bewegung wurde. Am 12. Mrz wurde dem Kaiser eine Petition berreicht, in der die Forderungen der Zeit, besonders Pre-, Lehr- und Lern-freiheit, ausgesprochen waren. Auch unter den zahlreichen Fabrikarbeitern herrschte die grte Ghrung. Am 13. Mrz wurde der niederstreichische Landtag erffnet; zugleich versammelten sich gegen 2000 Studenten der verschiedensten Nationalitten in der Universitt (Aula), um zu erfahren, wie der Kaiser die Petition vom vorigen Tage aufgenommen habe. Da erscholl unter der aufgeregten Menge der Ruf: Nach dem Landhaus!" (Stndehaus). Der Zug wurde sogleich angetreten, dichtgedrngte Schaaren strmten nach, das Volk mehrte sich fortwhrend, Unruhe und Spannung wuchsen. Man verlangte den Rcktritt Metternichs und Einfhrung freisinniger Institutionen. Whrend der Hof mit der Gewhrung der Forderungen zgerte, begann die erbitterte Menge im Landhause Alles zu zerschlagen und zu verwsten. Darber kam es zu einem Zusammensto mit dem Militr, wobei eine Anzahl von Personen gelobtet und verwundet wurde, ohne da es gelang, die unruhige Menge zu zerstreuen.
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425 -
deutend und beliefen sich auf preuischer Seite auf beinahe 17,000 Mann; die Generale von Wedel! und Dring waren gefallen, von Rauch und von Grter verwundet. Einzelne Regimenter hatten 4047 Offiziere und 1000 bis 1500 Mann verloren. Der Verlust der Franzosen an Todten und Ver-wundeten belief sich auf etwa 23,000 Mann, dazu 3000 Gefangene, 7 Kanonen und 2 Adler. General Legrand war ge-fallen, Montague wurde vermit. *)
Aber auch mit dieser Blutarbeit war die Zahl der Kmpfe bei Metz noch nicht abgeschlossen.
* Hier mgen einige Stellen aus dem Berichte eines Augen-zeugen (Wackenhnsen's) der die Scene des Schlachtfeldes folgen: ..Die Felder sind mit Leichen bedeckt: weithin schimmern die rotben Hosen der Feinde, die weien Brustlitzen der stolzen zurckgeworfenen kaiser-liehen Garden, die Helme der franzsischen Cuirafsiere. Der Wirbel-wind jagt zu Tausenden gleich einem groen Mvenschwrme die mei-ftcn Bltter der franzsischen Jntendanturwagen der das Feld, die Waffen blitzen weil hin im S onnenglanze, während die Hnde derer, die sie fhrten, kalt im Todeskampf zusammengeballt, daneben ruhen und ge-brochene Augen unter der klaffenden Stirn, der der zerfetzten Brust zum Firmament hinaufblicken, eine stumme Anklage auf den geffneten Lippen gegen den Lenker aller Dinge, der sie hier mit Blitzen in Menschenhand zerschmettern lie. - Haufenweis lagen die Leichen der Franzosen. Grauenhaft glotzte das Auge der Todten, das keine liebende Hand geschlossen, aus dem wsten Chaos hervor, hier und da vom Tode zu Gruppen formirt, die einem Wachssignren-Cabinet hnlich. Wie rother Mohn und blaue Kornblumen leuchteten die Farben der gefallenen Feinde auf den geschnittenen Aehrenfeldern, weithin der die Hhen tief hinab in die Thler; wie eine Garnitur sumten sie die Wege, bier in Haufen hingestreckt, dort einzeln gefallen, wie sie eben der Schnitter gemht hatte. Der Wind jagte heftig der das Plateau und jagte die Fetzen und Kleidungsstcke, welche die Hynen Der Schlachtfelder den Tornistern schon entrissen, der das Mohnfeld, er wirbelte die kleinen Papiere, die Briefe der Todten. die sie als theuere Angedenken bei sich getragen, in die blaue Luft und spielte mit den Kleidern der Entschlafenen. Einzelne Trupps der Sauittscolonnen und der freiwilligen Krankenpflege durchstreiften das Schlachtterrain nach allen Pachtungen, aufmerksam die Haufen von Todten musternd, ob vielleicht noch ein Verwundeter hlsto und ohne Sprache dalge. Ab und zu bewegten sich die Tragbahren mit noch aufgefundenen unglcklichen Blessirteu nach dem Lazarethorte, während an anderen Stellen emsig an der Bestattung gearbeitet wurde. "
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- 57 -
aber Markos Bozzaris berfiel ihn und richtete unter seinen Truppen ein solches Blutbad an, da er keinen Angriff auf die Stadt wagte; doch der tapfere Bozzaris war im Kampfe gefallen und ward in Missolunghi feierlich begraben.
Endlich hatte Mehemed Ali, Pascha von Aegypten, dem Ansuchen des hartbedrngten Sultan Mahmud willfahrt und ihm seinen Sohn Ibrahim mit einem Landheere von 20,000 Mann und einer Flotte von 150 Kanonen zu Hlfe gesandt.
Im Mrz 1825 landete Ibrahim Pascha mit seinen Truppen im Peloponnes, erstrmte ungeachtet der Anstrengungen der Griechen Navarin, das von Maurokordatos vertheidigt wurde, und unterwarf unter barbarischen Verwstungen fast die ganze Halbinsel. Whrend unter den Fhrern Zwietracht und Zer-Wrfnisse herrschten, und die Regierungsmitglieder in Partei-ungen zerfielen, war Reschid Pascha von Norden her eingedrun-gen. belagerte das heldenmthig vertheidigte Missolunghi und vereinigte sich im Ansang des Jahres 1826 mit Ibrahim. Wenn auch alle Strme abgeschlagen wurden und Kanaris und Miaulis den Feinden schweren Schaden zufgten und wieder-holt Lebensmittel in die Stadt brachten, so gelang es doch Ibrahim im Mrz 1826 den Belagerten die Verbindung mit der See abzuschneiden, und bald wthete in der Festung ent-setzlicher Mangel. Was dem Trkenschwerte entging, erlag dem Hungertode. Als die Belagerten auf keiner Seite ein Mittel der Rettung sahen, faten sie einen verzweifelten Ent-schlu. In der Nacht vom 23. auf den 24. April machten sie einen Ausfall in dichtgeschlossener Colonne, Weiber, Kinder und Greise in der Mitte. Dem ersten, 3000 Mann starken Haufen gelang es, sich durch den Feind Bahn zu brechen, um das Gebirge zu erreichen; ein zweiter Haufe aber fiel unter dem Schwerte, und 4000 Weiber und Kinder wurden in die Sclaverei abgefhrt. Als die Trken in die Stadt drangen, legten die Griechen Feuer an ihre Pulverminen und sprengten sich sammt den Trken in die Luft.
Missolunghi war ein Schutthaufe, und Griechenlands Sache schien mit seinem Falle verloren. Da England unter seinem freisinnigen Minister Canning den Griechen noch immer die meiste Theilnahme geschenkt hatte, so beschlossen diese die Vermittlung des englischen Ministers anzurufen, als ein Er-
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Extrahierte Personennamen: Markos_Bozzaris Mehemed_Ali Ibrahim Ibrahim_Pascha Ibrahim Ibrahim Canning
Extrahierte Ortsnamen: Schwerte Griechenlands England
460
in wilde Flucht ausartete. Abermals konnten die Pariser von den Wllen die Panik der Ihrigen schauen. Bei allen diesen Ausfallsgefechten entwickelten die Kanonen der Forts stets eine unntze Munitionsverschwendung, ohne den Be-lagerern viel Schaden zu thun. Besonders brummte der Onkel Bullrian", wie die Deutschen den Moni Valerien nannten, mit seinem Riesengeschtz, der dicken Josephine", im tiefsten Basse und spie seine Granaten, die sogenannten Zuckerhte", gegen die feindlichen Linien. Nach dem Kampfe von Le Byurget blieb es bis gegen Ende November vor Paris still.
Am 30. October kam auch Thiers von Tours nach Versailles, von wo man ihn nach Paris gehen lie, um sich mit der dortigen Regierung wegen eines Waffenstillstandes zu berathen, während dessen die Wahlen zu einer constituirenden Versammlung vor sich gehen sollten, um eine gesetzliche Regierung zu schaffen. Nach seiner Rckkehr verhandelte er mehrere Tage mit dem Grasen Bismarck, aber der Waffen-stillstand kam nicht zu Stande, da die Pariser Machthaber aus Furcht vor den rothen Republikanern die ganz unannehm-bare Forderung stellten, da Paris sich während des Waffen-stillstand es tierprobiantiren drfe. In Folge des Milingens dieser Unterhandlungen und der Niederlage bei Le Bourget waren die Pariser so wthend, da die Rothen einen Aufstand erhoben, die ganze Regierung auf dem Stadthause gefangen nahmen und sich an einigen Mitgliedern sogar thtlich vergriffen. Schon hatte sich ein sogenannter Wohlfahrtsausschu gebildet, als der Prsident der Regierung, General Trochu, in der Nacht durch Nationalgarden befreit wurde, der dann seinerseits durch Truppen seine Amtsgenoffen befreite und durch Sprengung des Wohlfahrtsausschusses den Aufstanb bmpfte barauf trat der bekannte Rochefort von der Regierung ab. Um eine gesicherte Stellung zu gewinnen, veranlate bieselbe eine Abstimmung der Pariser Bevlkerung der ihr Bleiben ober Nichtbleiben, und eine Mehrheit von 500,000 gegen 10,000 sprach der Regierung ihr ferneres Vertrauen aus. Um der Sucht der Franzosen nach pikanten Neuigkeiten zu sthnen, verffentlichte die Regierung zurck-gebliebene kaiserliche Briefe, die allerdings grelle Streiflichter
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24
Füßen einhergeht?" Das Orakel hatte aber geweissagt, daß
Theben erst dann von dieser Geißel befreit werden würde,
wenn jemand das Räthsel gelöst hätte. Schon Viele hatten
ihr Leben gewagt und noch immer hatte sich der rechte Mann
nicht gefunden. Da erklärte die Königin Jokaste, sie wolle
Hand und Krone dem geben, der das Räthsel lösen würde.
Auch Oedipus hatte von der Noth des Landes gehört.
Muthig begab er sich an den Berg, wo sich die Sphinx gerade
aufhielt, hörte das Räthsel und sein Scharfsinn fand sogleich
die Lösung. „Das Räthsel," sagte er, „ist ein Mensch: am
Morgen des Lebens kriecht er auf vier Füßen, Mittags steht er
auf zweien und am Abend nimmt er als dritten Fuß den Stab
zu Hülfe." Da stürzte sich die Sphinx überwunden in den
Abgrund und lag zerschmettert am Boden.
Der Sieger zog in Theben ein und empfing Jokastes Hand
und den Königsthron. Das Orakel war nun vollständig erfüllt,
ohne daß Oedipus eine Ahnung davon hatte. Zwanzig Jahre
führte er über Theben eine milde Herrschaft, als eine furchtbare
Pest ausbrach und viele Tausende hinraffte. Da kein Mittel
helfen wollte, fragte man das Orakel um Rath und erhielt den
Spruch, die Pest sei eine Strafe der Götter, weil des Lotos
/ 2wd unbestraft geblieben sei, und werde nicht eher aufhören, bis
der Mörder aufgefunden und bestraft sei. Oedipus stellte nun
Nachforschungen an, und diese führten allmählig zur Entdeckung
' «' des ganzen Geheimnisses: er erfuhr seine Herkunft, seine Aus-
■ , setzung, und die ganze unheilvolle Verkettung der Umstände lag
offen vor seinem Geiste da. Jokaste erhenkte sich aus Verzweif-
lung, Oedipus stach sich mit eigener Hand die Augen aus.
Erhalte zwei Söhne, Eteokles und Polpnikes, und
zwei Töchter, Antigone und Jsmene. Die beiden Söhne
sprachen über den unglücklichen Vater die Verbannung aus,
und so irrte der tiefgebeugte Greis, von Allen verlassen, nur
geführt von der Hand seiner treuen Tochter Antigone, von
Ort zu Ort. Endlich gelangte er zu dem Flecken Kolonos
bei Athen, und ließ sich in einem Haine der Eumeniden (Furien)
nieder, den kein menschlicher Fuß betreten durfte. Der athe-
nische König Theseus gewährte ihm hier eine sichere Zufluchts-
stätte. Der vielgeprüfte Dulder war indessen durch seine
Leiden mit den Göttern ausgesöhnt und das Orakel hatte
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33
selbst Theil nahmen, je nachdem sie den Troern oder Griechen
hold waren. Ares brüllte wie ein Sturm, Eris tobte durch
die Schaaren, dazu donnerte Zeus vom Olymp, und Poseidon,
der Beherrscher des Meeres, erschütterte die Erde, daß Pluto
selbst in seinem unterirdischen Reich erschrak. Während die-
ses Götterkampfes suchte Achilles den Hektor, den jedoch
Apollo in einen Nebel hüllte und dem anstürmenden Götter-
sohne entzog. Dagegen wüthete er unter den andern Feinden,
seine Rosse trabten stampfend über Schilde und Leichname
dahin, die Achse seiner Wagenräder troff von Blut, und bis
zu den Rädern des Sitzes spritzten die Tropfen empor. So
drängte er die Fliehenden in den Strom Skamander und
stürzte sich mit dem Schwerte ihnen nach. Bald röthete sich
das Wasser von Blut, seine Hände wurden starr vom Mor-
den, und der Stromgott Skamander selbst ergrimmte ob des
entsetzlichen Würgers. Der Strom fing an zu schwellen,
regte seine trüben Fluthen auf, warf die Getödteten mit Ge-
brüll ans Gestade, und seine Brandung schlug schmetternd
an das Schild des Achilles. Nur mit Mühe, über die Aeste
einer losgerissenen Ulme klimmend, erreichte er das Ufer,
aber der Flußgott rauschte ihm nach, die Wogen bespülten
seine Schultern und raubten ihm den Boden unter den Füßen.
Da flehte er Zeus um Erbarmen an gegen den Strom,
Athene (Minerva) verlieh ihm Kraft, daß er das Gefilde
wieder gewann. Aber der zornige Stromgott rief den be-
nachbarten Fluß Simois zu Hülfe, und erst als Hephästos
mit seinem Feuer die Bäume am Gestade anzündete, die
Fische von der Glut angstvoll nach frischem Wasser schnappten,
und der Strom endlich selbst in lichten Flammen wogte,
flehte er die Göttermutter um Mitleid an. Da löschte He-
phästos die Glut und Skamander rollte in seine Ufer zurück.
Achilles aber ruhte nicht eher vom Kampfe, bis er den
Hektor erlegt und seinem Hingeschiedenen Freunde ein Todten-
opfer gebracht hatte. Hierauf wurde der Leichnam des
Patroklos verbrannt und ihm zu Ehren glänzende Leichen -
spiele veranstaltet. Nur Hektors Leichnam lag wie ein Aas
auf dem Felde, und am frühen Morgen spannte Achilles
seine Roffe ins Joch, befestigte den Leichnam am Wagen und
schleifte ihn dreimal um das Denkmal des Patroklos. Doch
C t a ck e, Griech. Geschichte. 10. Stuft. 3
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62
machten sich die Griechen auf und durchwanderten das Eiland,
mit den Pfeilen wilde Ziegen zu ihrer Nahrung erlegend.
Auch fehlte es ihnen nicht an lieblichem Weine, den sie aus
dem Lande der Kikonen in Henkelkrügen mitgebracht hatten,
und so verbrachten sie bei dem fröhlichen Mahle den Tag.
Jetzt erkannten sie auch am aufsteigenden Rauch und
an den Stimmen des Volkes das nahe gelegene Land der
Kyklopen und den folgenden Morgen machte sich Odysseus
mit einem Theil seiner Genossen auf, nach dem Lande hinzu-
segeln, um zu ersorscben, was für Menschen es bewohnten.
Als sie am Gestade landeten, sahen sie eine von Lorbeerbüschen
umschattete Felsenhöhle, um die sich langstämmige Fichten
und hochgewipfelte Eichen erhoben. In der Höhle hausete
ein Mann von Riesengestalt, der, einsam seine Heerde weidend,
niemals mit Andern umging, sondern für sich allein aus
frevelhafte Thaten sann. Das Scheusal glich keinem ge-
wöhnlichen Manne, sondern ragte in die Höhe, wie ein ein-
zelner waldreicher Gipfel eines Gebirges.
Odysseus erwählte zwölf seiner Gefährten und gebot
den andern, bei dem Schiffe am Meere zu bleiben. Nun
wanderte er mit seinen Freunden weiter, die Wein in einem
Schlauche und Reisekost trugen. An der Höhle angelangt,
fanden sie den Riesen nicht daheim, denn schon hatte er seine
Heerde auf die Weide getrieben. In seiner Abwesenheit be-
sahen die Griechen mit Bewunderung die Höhle: darin standen
ringsum Körbe mit Käse, Lämmer und Zicklein waren in
den Ställen, auch fehlte es nicht an Geschirren, Butten und
Kübeln zur Aufbewahrung der reichlich vorhandenen Milch.
Die Griechen zündeten Feuer an und aßen von den Käsen,
die Ankunft des Riesen erwartend. Bald erschien er mit einer
Ladung trocknen Holzes, das er mit lautem Gekrach auf die
Erde warf, daß die Griechen vor Schrecken in die Winkel
der Höhle flohen. Jetzt trieb er die Schafe und Ziegen, die
er melken wollte, in die Felsenkluft, während er die Widder
und Böcke draußen ließ: dann setzte er einen gewaltigen
Felsen vor den Eingang der Höhle, den kaum zweiundzwanzig
starke vierrädrige Wagen hätten wegschaffen können. Als der
Riese die Heerde gemelkt und an der Milch sich gelabt, auch
die übrig gebliebene in Geschirren aufbewahrt hatte, zündete
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139
aber ließ die Söhne des Oeobazos todten, und ihre Leichname
blieben zurück.
Dareios ging nun mit seinem Heere, das 700,000 Mann
stark war, über den Bosporus nach Europa und befahl den
Jonern, welche die Flotte von 600 Schiffen führten, bis an
den Jster zu fahren, eine Brücke darüber zu schlagen und
ihn dort zu erwarten. Das Schiffsheer segelte nach dem Jster
und schlug zwei Tagereisen von dem Ausflusse desselben eine
Brücke. Als Dareios mit dem Landheer übergesetzt war
befahl er den Jonern, die Brücke abzubrechen; aber auf den
Rath des Mitplenäers Koös nahm er den Befehl zurück und
ließ die Brücke stehen. Da band er sechszig Knoten in
einen Riemen und sprach zu den Jonern, die er als Wächter
der Brücke zurückließ: ,,Sobald ihr mich gegen die Scythen
abziehen sehet, löset jeden Tag einen Knoten. Und wenn ich
in der Zeit nicht wieder da bin, sondern euch die Tage der
Knoten vergangen sind, so fahret heim in euer Vaterland;
bis dahin aber bewachet die Schiffbrücke und wendet zu ihrer
Vertheidigung und Bewachung allen Eifer an. Wenn ihr
das thut, werde ich es euch großen Dank wissen.
Inzwischen hatten die Scythen die benachbarten Völker
um Hülfe gebeten, die ihnen aber nur von drei Völkerschaften
zu Theil geworden war. Sie vermieden jedes Treffen gegen
die Perser und zogen, alles Land vor den heranrückenden
Feinden verheerend, bis über die Grenze, ihres Landes und
lockten die Feinde, die mit beständiger Noth kämpfend ihnen
folgten, in eine Wüste, von wo sie sich plötzlich nach Westen
wandten. Dareios schickte zu einem ihrer Könige, Jdanthyrsos,
Boten und ließ ihn auffordern, sich entweder zum offenen
Kampfe zu stellen, oder Erde und Wasser als Zeichen der
Unterwerfung zu geben. Der Scythe that keins von beiden
und schickte einen Vogel, einen Frosch, eine Maus und fünf
Pfeile, ohne weitere Antwort. Dareios deutete diese Zeichen
auf Unterwerfung, der Perser Gobryas aber erklärte sie so:
„Wenn ihr nicht Vögel werdet und in die Luft flieget, ihr
Perser, oder Bläuse und in die Erde euch verkriechet, oder
Frösche und in die Sümpfe springet, so werdet ihr durch diese
Geschosse erlegt werden."
Als bald darauf das ganze Scythenhcer zum Vorschein
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Die Meder und Kissier drängend wüthend vor, aber eine
Menge von ihnen fiel und sie litten beträchtlichen Verlust.
Da sah der König ein, daß er Wohl viele Menschen, aber
wenig Männer im Heere hatte. Als das Treffen den ganzen
Tag gedauert hatte, und die Meder hart zugerichtet waren,
rückte Hhdarnes mit der Schaar der 10,000 Unsterblichen
vor und hoffte bald mit den Feinden fertig zu werden. Doch
auch sie richteten nichts aus, denn sie konnten in dem engen
Passe ihre kurzen Speers wenig gebrauchen und auch von
ihrer Uebermacht keinen Nutzen ziehen. Die Lacedämonier
aber fochten als tapfere und kriegskundige Männer; zu-
weilen wandten sie den Persern den Rücken und flohen;
wenn dann die Feinde ihnen nachjagten, schwenkten sie um
und rückten ihnen entgegen, wobei sie eine Menge der Perser
erschlugen, obschon sie selbst nur wenige Leute verloren. So
mußten sich auch die Perser unverrichteter Sache wieder zurück-
ziehen. Während des Handgemenges soll .Lerxes, der dem
Gefechte zusah, dreimal von seinem Stuhl aufgesprungen sein,
aus Besorgniß für sein Heer. Am folgenden Tage griffen die
Feinde an in der Hoffnung, die Griechen würden, da ihrer
so wenige wären, alle verwundet und nicht mehr im Stande
sein, einen Arm zu rühren. Aber sie standen in ihren Gliedern
und fochten, während die Phoker den Fußweg bewachten.
Auch an diesem Tage zogen sich die Perser ohne Erfolg
zurück.
Schwerlich hätten die Perser den Paß erobert, wenn
nicht ein Grieche, Ep hi altes, demckwrxesin seiner Verlegen-
heit den Fußpfad über das Gebirge verrathen und seine Lands-
leute ins Verderben geführt hätte. Dafür setzten die Griechen
in der Folge einen Preis auf seinen Kopf und Ephialtes
ward zum Lohn seines Verrathes späterhin erschlagen.
Lerxes aber nahm den Vorschlag des Ephialtes freudig
aus und ließ zur Abendzeit den Hhdarnes mit den Unsterblichen
aus dem Lager aufbrechen. Nun zogen die Perser die ganze
Nacht hindurch über das Gebirge und mit Anbruch der
Morgenröthe befanden sie sich auf der Höhe, wo 1000 schwer-
gerüstete Phoker den Pfad bewachten. Als diese das Laub
unter den Füßen der anziehenden Perser rascheln hörten und
ein großes Geräusch entstand, legten sie ihre Rüstungen an,
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